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1977 - Grundbruch am 22.05.1977 beim Deichbau in St. Margarethen a

1977 Grundbruch beim Deichbau in St. Margarethen.
Völlig unerwartet traf am 21. Mai 1977 ein verheerendes Ereignis einen Bereich des Dorfes St. Margarethen und richtete dabei ganz erhebliche Schäden an. Wie durch ein starkes Erdbeben wurden mehrere Häuser schlagartig zerstört.
Was war geschehen?
Nachdem bereits die Sturmflut vom 16./17.02.1962 aufgezeigt hatte, dass der Schutz des unmittelbar hinter dem Deich der Elbe gelegenen St. Margarethen eine Deichverstärkung erforderlich machte, hatte diese wegen der nicht zur Verfüng stehenden finanziellen Förderung nicht umgesetzt werden können. Die eineinhalb Jahrzehnte später auftretende Sturmflut vom 03.01.1976 machte den dringenden Handlungsbedarf nochmals deutlich. Maßnahmen zur Verbesserung der Wehrfähigkeit des mit einem zu steilen Profil ausgebildeten Deich mußten rasch durchgeführt werden. Bund und Land stellten die erforderlichen Küstenschutzmittel zur Verfügung, innerhalb kurzer Zeit wurden die Planungen für die Deichverstärkung durchgeführt und die rechtlichen Voraussetzungen für die Deichbaumaßnahme geschaffen. Mit Hochdruck wurden die Bauarbeiten durchgeführt, um vor dem zur Sicherheit stehen gelassenen Teil des alten Deiches einen neuen breiten Deichkörper mit einer neueren Erkenntnissen genügenden flachen Außenböschung aufzubauen.
Die sehr rasch vorgenommene Aufbringung von Sand für den neuen Deichkern bewirkte eine zu schnelle Belastung des für die Wilstermarsch typischen wenig tragfähigen Bodens unterhalb der Deichbasis. Der sich aufbauende Porenwasserüberdruck konnte nicht rasch genug abgebaut werden, dadurch der Gleichgewichtszustand des Bodens entsprechend beeinträchtigt. Ein Grundbruch war die Folge.
Es war an dem Sonnabendvormittag gegen 10:25 Uhr, als auf einer Länge von etwa 300 Metern schlagartig innerhalb einer halben Minute der aufgebrachte neue Deichkörper absackte. Der dadurch verdrängte Boden des Untergrundes wurde zugleich auf der sich ausbildenden tiefen Gleitfläche zur Seite geschoben und bewirkte vor deren Geländeaustritt enorme Bodenaufwölbungen. Während vor dem neuen Deich nutzungsbedingt keine nennenswerten Schäden auftraten, wurde binnenseitig des ursprünglichen alten Deiches die Erdoberfläche einschließlich der aufstehenden Gebäuden um bis zu 3,00 m angehoben! Die gravierenden Auswirkungen reichten bis an die dort verlaufende Bundesstraße B5 heran.
Es war wie bei einem Erdbeben!
Sieben Wohngebäude und eine Tankstelle wurden irreparabel beschädigt.
Der Verlust von Menschenleben war glücklicherweise nicht zu beklagen.
Ein das Ereignis schildernder Zeitungsbericht kann in der unten aufrufbaren Datei nachgelesen werden.

Bildrechte:
Bild 1 und 2: Quelle St. Margarethen Kirchspielchronik 1914 - 2003
Bild 3 und 4: Karl Kautz, Brokdorf

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