Am 30. Oktober 1976, nur vier Tage nach dem von den
Kritikern eines Kernkraftwerkes Brokdorf als
"Nacht- und Nebelaktion" bezeichneten und vom damaligen
Ministerpräsidenten Gerhard Stoltenberg angeordneten "Sofortigen
Vollzug" und der Absperrung des vorgesehenen Baugeländes durch starke Polizeikräfte, kam es vor Ort zu einer Demonstration.
Einige tausend Demonstranten zogen an dem Tag von Wewelsfleth aus am Deich der Elbe entlang nach Brokdorf. Andere Kritiker kamen aus der Stadt Wilster und den Dörfern der Wilstermarsch, unter ihnen auch der Begründer dieser Heimat-Seite. Es versammelten sich etwa 6.000 Demonstranten am für das KKW vorgesehenen Bauplatz. Eine größere Anzahl der von außerhalb der Wilstermarsch angereisten Demonstranten gehörte dem politisch äußerst linken Spektrum an. Die Demonstration hatte einen insgesamt friedlichen Verlauf, auch wenn nach dem Ende der von Ansprachen und gemeinsamen Singen begleiteten Kundgebung eine große Anzahl der Teilnehmer auf das Baugelände vordrang.
Der Bau des
Kernkraftwerk Brokdorf
hat seit 1976 zu scharfen Auseinandersetzungen sowohl in der
Öffentlichkeit als auch in und zwischen den politischen Parteien
geführt.
Die Diskussionen um das Kernkraftwerk Brokdorf spaltete seinerzeit die
Bevölkerung der Wilstermarsch in Gegner und Befürworter - kaum jemand
hatte keine eigene Position zu dem Thema.
In der Region bewirkte insbesondere neben der grundsätzlichen Ablehnung
der Kernkraft die seitens der damaligen Landesregierung kurzfristig
vorgenommene Änderung des Landsraumordnungsplanes (Sonderfunktion
Kraftwerksstandort Brokdorf anstelle „nur“ Wohnen, Erholung,
Landwirtschaft) und die handstreichartige Besetzung des Baugeländes
erhebliche Empörung.
Es folgte eine Reihe verschiedener Protestveranstaltungen in der Wilstermarsch und an anderen Orten.
Der Bau der Anlage wurde dennoch vorgenommen, die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes erfolgte im Oktober 1986.
Jahrzehnte später - die dauerhafte Entsorgung des hochradioaktiven
Abfalls ist immer noch nicht gesichert - steht mit dem Ausstieg
Deutschlands aus der Nutzung der Kernkraft die Abschaltung der Anlage
spätestens zum 31.12.2021 fest. Auch dann werden nicht "die Lichter ausgehen", wie es Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg noch als Begründung für den Bau des KKW angeführt hatte.